Festgehaltene Momente
Barbara Klingler wurde 1958 geboren und fand ihre Leidenschaft für die Fotografie 1978.
Seit 1984 fotografiert sie fast nur noch s/w und nur mit natürlichem Licht. Dies ist darin begründet, dass sie es bevorzugt, weitgehend unabhängig von technischen Hilfsmitteln zu arbeiten – und sie will echte Bilder! Zwei Nikon FM2 und meist nur zwei Lieblingsobjektive reichen für gewöhnlich, um ihre Sichtweise trendresistent darzustellen. Sie liebt die Zeit des Wartens auf die Filmentwicklung ebenso wie den oft langwierigen Prozess in der Dunkelkammer.
Barbara Klingler ist Puristin. Ihre kompromisslose Ästhetik spiegelt sich in der ebenso gegenwärtigen als auch in der entrückten Schönheit ihrer Arbeiten wieder, in denen sie die Vergänglichkeit und die Ewigkeit ihrer Motive in den Fokus rückt. Jedes Foto durchdringt das Motiv – ob Architektur, Figur oder Landschaft – mit enormer Intensität, und lässt den Betrachter sich in ihrem Reichtum und ihrer Verdichtung von Raum und Zeit vertiefen.
Sie entleert ihre Bilder und erreicht ein hohes Maß an inhaltlicher Reduktion. Dies ist eine ihrer großen Stärken. Sie sucht nach Momenten der Anmut und der gelungenen Form/Gestaltung. Ein besonderes Merkmal ihrer Bilder ist nicht die Inszenierung sondern Ruhe, Konzentration und Authentizität. So fängt sie Lichtstimmungen ein, die in der s/w Fotografie mit Barytpapier ausschlaggebend sind für die Sinnlichkeit ihrer Bilder. Ort-und Zeitlos wirken die Fotografien, in denen sich eine authentische Zurückhaltung, sowie eine spürbare Distanz spiegeln.
Mit Detailaufnahmen rückt die Künstlerin konsequent das Wesentliche in den Bildvordergrund. Wo der Betrachter vom Künstler ein Höchstmaß an Hingabe verlangt, wird er dies in ihren Motiven erkennen. Die kühle und formale Ästhetik ist von einer intensiven Emotionalität durchsetzt. Dieses ambivalente Zusammenspiel, kombiniert mit der für die Künstlerin typischen Bildsprache und ihrer Begabung für eine vollendete Lichtdramaturgie, fordert unseren Intellekt und befriedigen zugleich unseren Schönheitssinn, wo die Idee der Leere oft zu höchster geistiger Konzentration führt.
Barbara Klingler liebt es alleine zu sein, durch die Natur zu streifen, ihrer inneren Stimme zu lauschen und zu sehen, zu fühlen, zu riechen und sich der Unendlichkeit ihrer Träume und Gedanken hinzugeben. Flächen aus Licht und Dunkelkeit, Himmel und Wasser und ferne Horizonte zu betrachten und festzuhalten ist für sie eine Erfüllung – der Blick auf das Meer hat sich nie verändert, seit es Menschen gibt. Das Beobachten von Lichtwechseln, die Interaktion von Licht und Schatten, die Nuancen des hoch sensiblen Phänomens von Helligkeit und Dunkelheit, findet auch in ihren immer wiederkehrenden Motiven der Agaven Ausdruck. Die tiefe Ruhe und Kraft der Natur wohnt ihren Bildern inne, und die Künstlerin überträgt ihre sensible Sicht der Elemente und des Elementaren auf den Betrachter.
Kunst wohnt meist in Dingen, die ohne jede künstlerische Absicht entstanden – sie zu erkennen und zu verewigen, ist die Verwirklichung des Künstlers; einen liebenden Blick auf etwas zu werfen – oder einen Blick, der ein Schmunzeln hervorruft. Die pure Eleganz des Zeitlichen wird in ihren Bildern sichtbar, und das Alltägliche wird schön.
Barbara Klingler was born in 1958 and found her passion for photography in 1978.
Since 1984, her pictures have been black-and-white almost exclusively, and taken in natural light. The reason for this is that she prefers being independent of technical aids as far as possible – and she wants real pictures. Two Nikon FM2 and her two favourite objective lenses generally suffice to depict her views in a sustainable fashion that defies fleeting mainstream trends. She also loves waiting for films to develop and the extensive processes in the darkroom.
The artist is a purist. Her uncompromising view of aesthetics is reflected in the authentic as well as engrossing beauty of her work, in which she puts into focus the transience and the perpetuity of her motifs. Each photograph explores the motif – be it architecture, shape or landscape – with piercing intensity and invites the beholder to immerse themselves in its richness and consolidation of space and time.
She empties her pictures to achieve a high degree of content reduction. This is one of her greatest strengths. She searches for moments of grace and creative perfection. One characteristic of her work is not the arrangement or staging but the calm, the concentration and the authenticity. She captures atmospheres and emotions induced by light that are crucial for the sensuousness of her pictures, working in black-and-white on baryt paper. The pictures are unconfined by place and time and reflect an authentic diffidence and tangible distance between lens and motif.
With close-up shots of details, Barbara Klingler consistently moves the essential to the fore. Where the viewer expects a maximum of devotion and commitment from the artist, they will find this in the motives she chooses and the pictures she produces. The cool and formal aesthetics are permeated by intense emotionality. This ambivalent interplay, combined with the artist’s typical pictorial language and her talent for accomplished lighting dramaturgy, challenge our intellect and satisfy or sense of beauty, where the concept of emptiness can trigger supreme mental and emotional convergence.
The artist loves solitude and to stroll through nature, conversing with her inner self and to see, feel and smell, devoting herself to the unboundedness of her dreams and thoughts. To watch and contemplate spaces of light and dark, sky and water and the distant horizon gives her a feeling of fulfilment – the vista of the ocean has never changed since the beginning of mankind.
Observing the changing light, the interaction of light and shadows, the nuances of the sensitive phenomenon that is the interplay of light and dark is a passion that is reflected in her recurring motifs of agaves. The deep calm and the potency of nature reside in her pictures, and the artist transfers her sensible view of the elements and the elementary to the viewer.
Art mostly resides in objects that came into existence without any artistic intent – to recognise it and perpetuate it is the true self-fulfilment of an artist: to cast a loving glance at something – or a glance that induces a smile. The pure elegance of the temporal becomes visible in Barbara Klingler´s photographs, and the mundane turns to beauty.